Das wäre alles gut gegangen, wenn da nicht das eine Mädchen mit dem verklärten Lächeln und dem Engelsgesicht gewesen wäre. Schon im Unterricht mit den Schülern war sie ihm aufgefallen, weil sie still und artig war. Das war bei vielen andern überhaupt nicht der Fall. Vor allem bei den Jungs nicht, die sehr gerne die Autorität des Vikars herausforderten, und seine Geduld auf die Probe stellten.
Einmal nahm er sich Zeit, um nach der Unterrichtsstunde dem Mädchen mit dem Lehrmaterial zu helfen. Dabei merkte er, wie es nicht zurückwich, wenn er ihr nahe kam. Ganz im Gegenteil. Sie sass einfach da und liess ihn gewähren. Er ertappte sich, wie er immer wieder an sie dachte, auch wenn er ganz andere Dinge tat. Er war irgendwie fasziniert von ihr. Sie hatte einen wunderschönen Namen: Ludmilla. Instinktiv merkte er, dass da etwas zwischen ihnen abging, was ihn sehr an seine Kindheit zusammen mit seinen Geschwistern erinnerte. Er träumte auch von ihr und nicht selten waren es feuchte Träume.
